Viktorianische Mode: -Die Ära-
Diese Mode, benannt nach Königin Victoria, deren Regentschaft das Vereinigte Königreich von 1837 bis 1901 prägte, steht als ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte der Bekleidungskultur. Diese Epoche zeichnet sich durch ihren einzigartigen Stil, die damit verbundenen gesellschaftlichen Bedeutungen und wichtige Neuerungen in der Modebranche aus. Der folgende Artikel bietet eine detaillierte Untersuchung der charakteristischen Merkmale, Einflüsse und Entwicklungen der Mode aus dieser Epoche.
Was wurde getragen? -Die Stoffauswahl-
Zur damaligen Zeit waren Wolle, Seide, Leinen und Baumwolle ganz groß. Jeder Stoff hatte seinen Platz. Seide war für die Reichen, Wolle hielt warm, Leinen war überall und Baumwolle brachte die Mode zu allen Leuten. Aber nacheinander…
Seide galt als das Material der Wahl, geschätzt für Damenkleider und Herrenwesten gleichermaßen. Das angenehme Tragegefühl und die elegante Optik machten Seide zum Inbegriff von Luxus. Durch den Import aus dem fernen Osten wurde sie zu einem teuren Gut, das meist der Oberschicht vorbehalten war.
Samt hatte ebenfalls seinen großen Auftritt in dieser Zeit. Der schwere, samtige Stoff fand Verwendung in Kleidern, Mänteln und Möbelbezügen. Er verlieh jedem Stück eine reiche, opulente Note, oft gepaart mit aufwendiger Stickerei. Die Vorliebe für dunkle Farben wie Burgund oder Marineblau verstärkte den dramatischen, eleganten Effekt.
Spitze war ein weiteres charakteristisches Element dieser Modeepoche. Diese feine und kunstvolle Textilie zog sich durch Kragen, Manschetten und ganze Kleiderbahnen.
Die Spitzenherstellung, ein bedeutender Wirtschaftszweig, stand für Raffinesse und Eleganz und fand Anklang bei Frauen aller Gesellschaftsschichten.
Abgesehen von Seide, Samt und Spitze gab es auch Baumwolle und Wolle. Baumwolle war weit verbreitet, zugänglich und preiswert, ideal für Alltagskleidung und Bettwäsche. Sie fand besonders Anklang bei der Arbeiterklasse. Wolle, wärmend und vielseitig, war in den kühleren Regionen Englands ein Muss und wurde für Mäntel, Umhänge und sogar Teppiche verwendet. In verschiedenen Qualitäten verfügbar, diente sie der Bevölkerung in vielfältiger Weise.
Damenbekleidung: Zwischen Eleganz und Restriktion
In der Damenmode manifestierte sich eine ausgeprägte Betonung der Taille, voluminöse Röcke und eine stetige Evolution der Silhouetten. Das Korsett, als ikonisches Element dieser Ära, modellierte den Körper zur idealisierten Sanduhrfigur. Die Rockformen variierten von glockenförmigen über Krinolinen bis hin zu Tournüren, die das Volumen nach hinten verlagerten.
Herrenbekleidung: Eine Synthese aus Formalität und Feinheit
Die Herrenmode, wenngleich nicht so variabel als die der Damen, fokussierte sich auf präzise Schnittführung und exzellente Materialqualität. Elemente wie der Frack, die Weste und der Zylinderhut waren essenziell. Eine gedämpfte Farbpalette mit Dominanz dunkler Töne unterstrich den ernsten und respektablen Eindruck.
Soziale und Kulturelle Einflüsse auf die Mode
Klassenunterschiede und deren modische Manifestation
Die Bekleidungstrends jener Epoche waren ein klares Spiegelbild der gesellschaftlichen Schichtung. Die Elite zeigte ihren Status durch den Gebrauch von luxuriösen Stoffen und komplexen Mustern, die ihre exklusive Position unterstrichen. Im Gegensatz dazu waren die Anziehsachen der ärmeren Bevölkerung auf Praktikabilität und Haltbarkeit ausgerichtet, mit wenig Augenmerk auf Verzierung oder Modeerscheinungen. Diejenigen in der Mitte der sozialen Leiter, bestrebt nach sozialem Aufstieg, adaptierten und kombinierten Elemente beider Extrem, wodurch eine einzigartige Hybridisierung von Praktikabilität und Pracht entstand. Diese Dynamik führte zu einer vielschichtigen Kleidungslandschaft, in der der Kleidungsstil sowohl persönliche Identität als auch sozialen Status widerspiegelte.
Technologischer Fortschritt und dessen Einfluss auf die Modeproduktion
Die industrielle Revolution induzierte signifikante Veränderungen in der Modeindustrie. Die Einführung der Nähmaschine und neuer Textiltechnologien ermöglichte eine effizientere und kosteneffektivere Produktion. Dies resultierte in einer erhöhten Verfügbarkeit von Mode und einer allmählichen Demokratisierung des modischen Ausdrucks
Die Krinoline als Symbol des modischen Wandels
Die Krinoline, ein weit ausladendes Gestell aus Stahlreifen, das unter dem Rock getragen wurde. Es erreichte in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Zenit ihrer Popularität. Sie ermöglichte extrem weite Röcke, ohne das Gewicht des Stoffes zu spüren. Trotz ihrer Beliebtheit wurde sie oft kritisiert und karikiert, da sie als hinderlich und übertrieben galt.
Der Übergang zu praktischeren Kleidungsstücken
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann sich die Mode zu vereinfachen. Die Silhouetten wurden schmaler und praktischer, was teilweise auf den Einfluss der Frauenbewegung zurückzuführen ist. Die Rational Dress Society, gegründet in den 1880er Jahren, setzte sich für bequemere und gesündere Kleidung für Frauen ein.
Schlussbetrachtung: Die viktorianische Mode war also definitiv mehr als nur Kleidung. Sie war ein Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse, technologischen Fortschritte und kulturellen Entwicklungen ihrer Zeit. Trotz der oft einschränkende und unpraktischen Aspekte bleibt sie ein faszinierendes Studienobjekt und Inspirationsquelle für Designer und Modeenthusiasten weltweit. Ihre Eleganz, Vielfalt und Komplexität machen diese Mode zu einem unvergesslichen Kapitel in der Geschichte der Bekleidung.

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